Georgios Zantiotis, Wuppertal

Georgios Zantiotis, Wuppertal

Gestern waren wir bei der aktuellen Viertelstunde zu den Umständen von Giórgos Tod im Landtag. Innenminister Reul hat die betreffenden Polizeibeamt:innen vom 1.11. von schuldhaftem Verhalten freigesprochen und ihnen seine Anteilnahme für die „belastende“ Erfahrung ausgesprochen.

Die „zurückhaltende Pressearbeit“ begründet Reul damit, dass dies nichts sei, „was man in der Presse breittreten sollte“. Aber das Gegenteil ist der Fall. Reuls Aussage halten wir für besonders perfide, da sie eine falsche Anteilnahme vorheuchelt, die Verantwortung verschleiert.

Der Tod von Giórgos wirft bei uns zahlreiche Fragen auf. Das beginnt mit der Beschreibung der Ingewahrsamnahme, die bilderbuchartig stereotype Charakterisierungen über migrantisierte Männer sowie eine altbekannte Täter-Opfer-Umkehr reproduziert.

Die Obduktion vom 3.11. habe keine Hinweise auf Erstickung ergeben. Die „wahrscheinlichste Todesursache“ des 25Jährigen sei ein plötzlicher Herzinfarkt nach der späteren, unfreiwilligen Blutentnahme im Landgericht. Die Blutalkoholbestimmung hat 0,0X Promille ergeben.

Wir fragen uns: Warum wurde Giórgos nicht auf die Polizeiwache, sondern ins Landgericht Wuppertal gebracht? Was ist vor, während und nach dieser Blutentnahme passiert? Wie wahrscheinlich ist es, dass ein 25Jähriger ohne bekannte Herzvorerkrankungen durch Herzinfarkt stirbt?

Wir fordern unabhängige Aufklärung der Todesumstände von Giórgos! Tod in Polizeigewahrsam ist niemals Privatsache und verdient mindestens das öffentliche Interesse und vor allem eine sorgfältige und vollumfängliche Untersuchung der Todesumstände.

Wir sprechen den Angehörigen von Giórgos unsere tiefe Anteilnahme aus und versprechen, dass wir sie mit ihren offenen Fragen und der Suche nach Antworten nicht allein lassen. Sichtbare und praktische Solidarität ist unsere kollektive Antwort auf strukturelle Verantwortungsabwehr

Zeigt euch solidarisch, bleibt laut und kommt diesen Samstag, den 13.11, um 18 Uhr zur Demonstration nach Wuppertal, Treffpunkt vor den City Arkaden. Wir fordern Aufklärung, Gerechtigkeit und strukturelle Veränderungen! Gemeinsam Gedenken, solidarisch kämpfen! #deathincustody

14. November 2021, Artikel in nd

„“Es ist eine Woche her, dass offiziell bekannt wurde, dass Giorgos Zantiotis im Polizeigewahrsam gestorben war. Fast zwei Wochen sind nun seit seinem Tod vergangen. Warum Staatsanwaltschaft und Polizei über den Todesfall nicht berichtet haben, da gibt es mittlerweile mehrere Versionen. Dem »nd« sagte der zuständige Staatsanwalt, ein »internistischer Notfall« sei »nicht medienrelevant«. Der Lokalpresse sagte er wenig später, er habe die Familie schonen wollen und den Fall deshalb nicht veröffentlicht. Auch in anderen Punkten bleiben die Aussagen des Staatsanwalts widersprüchlich. So sprach er von Alkohol und Drogen, die Giorgos konsumiert habe und die zu seinem Tod geführt hätten. Bezüglich des Alkohol ist mittlerweile jedoch bekannt, dass sein Blutalkoholwert 0,01 Promille betrug. Beim Thema Drogen gibt es widersprüchliche Erklärungen über angebliche Zeugen und einen LSD-Konsum von Giorgos Zantiotis. Auch die Grunderklärung der Staatsanwaltschaft gerät ins Wanken. Ein Streit zwischen Giorgos und seiner Schwester Maria soll Auslöser des Polizeieinsatzes in den Morgenstunden des 1. November gewesen sein. Bei der Demonstration am Samstagabend sagte sie, »es gab keinen Streit zwischen uns«. Sie wolle nur wissen, was im Polizeigewahrsam passiert ist. Um das herauszufinden, lässt sie sich mittlerweile anwaltlich vertreten und hat Anzeige gegen die Polizist*innen gestellt, die an der Festnahme beteiligt waren. Sie vermutet, Giorgos Bauch könne »zerdrückt« worden sein.

Vor dem Wuppertaler Landgericht ergreift Maria erneut das Wort. Sie ist zum ersten Mal an dem Ort, an dem ihr Bruder gestorben ist. Die Polizei nutzt wegen Renovierungsarbeiten die Zellen des Gerichts. Die Schwester des Toten ringt mit den Worten. Aus ihrem Mund kommt immer wieder die Frage »Warum?«. Sie sagt, dass sie den Leichnam von Giorgos noch nicht gesehen hat. Und das, obwohl sein Tod fast zwei Wochen her ist.“

Wir bei der sehr bewegenden Beisetzung von Georgios Zantiotis in Straelen. Die Familie und vor allem zahlreiche junge Freunde haben von Georgios Abschied genommen.

Mehrmals appelierte der Priester an die anwesenden Jugendlichen: passt auf euch auf, passt auf! Georgios ging viel zu jung von uns und es ist nun unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass er nicht in Vergessenheit gerät.

Die offenen Fragen rund um Georgios Todesumstände werden wir immer wieder stellen und gemeinsam mit der Familie für Aufklärung kämpfen. Das #Polizeiproblem verschwindet nicht von allein, wie die neusten Entwicklungen aus Köln wieder gezeigt haben.

Übrigens war der griechische Konsul vor Ort und hat der Familie sein Beileid und seine Unterstützung ausgesprochen. Von der Stadt Wuppertal kam nichts… Was uns nicht verwundert.

Ruhe in Frieden, Georgios! Wir vergessen dich nicht!

26. November 2021: Spendenaufruf für die Obduktion

Liebe solidarische Menschen, bitte teilen:

wie ihr vielleicht mitbekommen habt, ist Georgios Zantiotis am 1.11.2021 im Wuppertaler Polizeigewahrsam ums Leben gekommen. Sein Tod wurde aber erst Tage später, erst am 7. November 2021, nach dem die Presse darüber berichtete, durch die Staatsanwaltschaft Wuppertal öffentlich bestätigt.

Der Tod von Georgios wirft zahlreiche Fragen auf. Das beginnt mit der Beschreibung der Ingewahrsamnahme, die bilderbuchartig stereotype Charakterisierungen über migrantisierte Männer sowie eine altbekannte Täter-Opfer-Umkehr.

Laut der Sprecherin der Staatsanwaltschaft habe die Obduktion vom 3.11.2021 habe bislang keine Hinweise auf Erstickung ergeben. Die „wahrscheinlichste Todesursache“ des 25Jährigen sei ein plötzlicher Herzinfarkt nach der späteren, unfreiwilligen Blutentnahme im Landgericht. Die Blutalkoholbestimmung hat 0,02 Promille ergeben.

Die Familienangehörigen fragen sich: Warum wurde Georgios nicht auf die Polizeiwache, sondern ins Landgericht Wuppertal gebracht? Was ist vor, während und nach dieser Blutentnahme passiert? Wie wahrscheinlich ist es, dass ein 25Jähriger ohne bekannte Herzvorerkrankungen durch Herzinfarkt stirbt? Maria, die Schwester von Georgios hat bereits Anzeige gegen die Polizeibeamt:innen gestellt.

Die Familie Zantiotis fordert unabhängige Aufklärung der Todesumstände von Georgios. Tod in Polizeigewahrsam ist niemals Privatsache und verdient mindestens das öffentliche Interesse und vor allem eine sorgfältige und vollumfängliche Untersuchung der Todesumstände. In enger Absprache mit der Familie wird nun zusammen mit dem Anwalt eine 2. Obduktion in Auftrag geben. Der juristische Kampf um Aufklärung wird ein weiter Weg sein. Auch dafür rufen wir zu einer Spende auf!

Wir sprechen den Angehörigen von Georgios unsere tiefe Anteilnahme aus und versprechen, dass wir sie mit ihren offenen Fragen und der Suche nach Antworten nicht allein lassen. Sichtbare und praktische Solidarität ist unsere kollektive Antwort auf strukturelle Verantwortungsabwehr.

Zeigt euch solidarisch und spendet für die Aufklärung von Georgios Tod!

Jeder Cent wird für die anfallende Kosten im Zusammenhang mit dem Tod von Georgios Zantiotis ausgegeben.

Die folgenden Netzwerke und Initiativen unterstützen die Familie bei der Aufklärung der Todesumstände von Georgios Zantiotis und diese Spendenkampagne:

Initiative Amed Ahmad

BLACK COMMUNITY Coalition for Justice & Self-Defense

Initiative Gerechtigkeit für Georgios

Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

Justice for Mbobda

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen

11. Januar 2022: Familie Zantiotis legt Beschwerde ein

Familie von Georgios Zantitios legt Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens ein…

Wir stehen solidarisch an der Seite der Familie Zantiotis und werden gemeinsam mit der Familie eine unabhängige, wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung der Umstände um den Tod von Georgios Zantiotis anstreben.

http://thecaravan.org/node/4757

13. APRIL 2022 – Stellungnahme der Familie Zantiotis

Pressemitteilung und Stellungnahme der Familie Zantiotis zum Tod in Polizeigewahrsam von Georgios Zantiotis. Bitte verbreitet diesen Aufruf und bleibt wachsam:

Bis heute ist die Todesursache von Georgios Zantiotis nicht geklärt. Ferner wissen wir immer noch nicht, was genau in Gewahrsam mit dem 25-jährigen Georgios Zantiotis passiert ist. Weiterhin bleibt der Verdacht bestehen, dass wie bei anderen uns bekannten Fällen von Todesfällen in Polizeigewahrsam die Aussagen und Zeugnisse abgestimmt sein könnten. Wir fragen zudem: Warum wurde Georgios Zantiotis fixiert und warum wurde gewaltsam versucht, ihm Blut abzunehmen? Welcher Grund rechtfertigte die Blutabnahme? Warum wurde mit unverhältnismäßigen Mitteln auf Georgios Zantiotis physisch eingewirkt? Insbesondere die vermeidbare Situation der unfreiwilligen und gewaltsamen Blutabnahme, ist auch aus polizeitaktischen Erwägungen eine extrem gefährliche und potentiell lebensgefährliche Situation, die durch die Polizei hätte vermieden werden können. Die Untersuchung eines möglichen „Gewahrsamstod“ sollte daher in den weiteren Ermittlungen oberste Priorität haben. Denn für uns ist klar: hätte man Georgios Zantiotis nicht festgenommen und versucht, gegen seinen Willen Blut zu entnehmen, wäre er noch am Leben.“

Eine gemeinsame Pressemitteilung sowie die Stellungnahme der Familie findet ihr hier: http://thecaravan.org/node/4761

01. September 2022: OLG Düsseldorf

Liebe Freundinnen und Freunde,

die Familie von Georgios Zantiotis beantragt eine gerichtliche Entscheidung bei OLG Düsseldorf. Mehr Informationen findet ihr in unserer aktuellen Pressemitteilung:

Wieder werden wir Zeugen einer kalten bürokratischen Legitimation der Tötungen durch die Polizei:

Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf lehnt die Beschwerde der Familie von Georgios Zantiotis ab

http://thecaravan.org/node/4764

30. Oktober 2022

„Am Morgen des 1. November 2021 starb Georgios Zantiotis nach seiner Festnahme in einer Zelle des Wuppertaler Landgerichts. Fast ein Jahr danach fand am Dienstag im Forum in Wuppertal-Elberfeld eine Informationsveranstaltung zum Tod von Zantiotis statt, bei der die Angehörigen, der Anwalt der Familie und Vertreter:innen der KARAWANE über das, was nach seinem Tod passierte, berichteten.

„Unser Vertrauen in das System ist gebrochen.“

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Maria, der Schwester des Ermordeten. Der Schmerz, Verlust aber auch Kampfesstärke war im Raum deutlich zu spüren. Sie betonte, welchen Verlust Georgios für sie und ihre Familie darstellt und gab ihre Erfahrungen in dem Jahr mit der Täter-Opfer-Umkehr Seitens der Polizei und Behörden wieder. „Georgios Tod soll nicht umsonst gewesen sein, deshalb werden wir uns durch alle Instanzen kämpfen, unser Vertrauen in das System ist gebrochen. Es soll keine weiteren Georgios mehr geben,“ sagte sie.

Gerichte und Staatsanwaltschaft weigern sich, Polizeigewalt zu untersuchen

Laut dem Anwalt liegt die Akte gerade beim Oberlandesgericht Düsseldorf. Es würde ihn jedoch sehr wundern, wenn ein Verfahren eröffnet werden sollte, da es nur in einem sehr geringen Prozentsatz Seitens der Gerichte und Staatsanwaltschaften zu einem Prozess gegen Polizeibeamte kommt. Unangenehme Akten werden einfach geschlossen.“

https://l.facebook.com/l.php?u=https%3A%2F%2Fanfdeutsch.com%2Faktuelles%2Fgeorgios-zantiotis-polizei-wandte-potentiell-todliche-methode-an-34655%3Ffbclid%3DIwZXh0bgNhZW0CMTEAAR74GNKvRi0oQUtEeWXeGi_RGj4xqj9oAgAUWyEdHW9cB2NuRETjygkzHmwz8g_aem_tMBxBpYX5RNKL5HOQQ3Arg&h=AT1IHxDdmIK5pRnkpURaTuVz72zQioR29r-PWR8oZJVZOyD6rTaZ1zUKaqcockgoYwN9pllo0GhuNiBHacXDXpFr2Ci-MLVXNPGM0XaKdIMZWjz-GyPtqGDLskoc6qB9ib2-UOURS5XkIag1RQ4Vmn4DbPUUT3tF&__tn__=%2CmH-R&c[0]=AT0by3Vjhnfz61favy-RBD6G_bq1jIJ5DJIHTrCi3RVrYtltpsPtbqmqD4b9UKiJKKzSPNTAhgMeccsufiSfAHDbvUQHdd2IlYg7kl1Bx23gj8IlmVGVp6R3xBKIL_zvzqIaknn7MoLkomQQyX3lJawITX3VQ1pRQsvfWE-JKhIXYKX_anbto085Q1e7Gm8twy7MaUCe00NyYi6fX8Wgjxeq0KY
  1. November 2022: Gedenken an Georgios Zantiotis

Maria Zantiotis, Schwester von Georgios Zantiotis, der am 1.11.2021 in Wuppertaler Polizeigewahrsam ums Leben kam: „Wir sind heute nicht nur für George und die anderen Menschen hier, die zu Unrecht ihr Leben verloren haben, sondern auch, um den anderen Familien Mut zu machen und ihnen zu sagen, dass wir nicht alleine sind und dass wir gemeinsam eines Tages, das was Geschieht, verändern können, damit es keine weiteren Opfer mehr gibt.

George ist nicht umsonst gestorben. Sein Name soll jetzt dafür stehen das Böse zu ändern, damit sich kein Mensch mehr in seiner Lage befinden muss.

Lass dies der Kampf seines Lebens sein, das hier vergangen ist.“


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